Ergebnisse der 4. Lörracher Nachhaltigkeitskonferenz
Am 28. September 2024 fand im großen Sitzungssaal des Lörracher Rathauses die vierte Nachhaltigkeitskonferenz statt, traditionell eröffnet von Oberbürgermeister Jörg Lutz. Seit 2021 ist dies ein jährliches, wichtiges Treffen für Fachleute und Interessierte aus der Region, besonders aus den Bereichen Handwerk, mittelständische Unternehmen, Politik und der Bürgerschaft. OB Jörg Lutz betonte die Wichtigkeit solcher Projekte wie der Lauffenmühle für die Stadt Lörrach. Hier können nachhaltige Geschäftsmodelle und Standards für nachhaltiges Wirtschaften entwickelt werden und nachhaltige Unternehmen ihren Standort finden.
Für Lörrachs Baubürgermeisterin Monika Neuhöfer-Avdić ging es bei diesem Netzwerktreffen vor allem um die Bedürfnisse und Anforderungen von Unternehmen, um diese Erkenntnisse für die weitere Arealentwicklung für Deutschlands erstes klimaneutrales Gewerbegebiet in Holzbauweise zu nutzen.
Leitthema: Nachhaltige Unternehmen brauchen nachhaltige Standorte
In der von Prof. Dr. Claus-Heinrich Daub, ein Experte für nachhaltige Unternehmensführung von der FHNW Basel, moderierten Veranstaltung wurde das Leitthema aus verschiedenen Perspektiven beleuchtet. Der Tag war reich an praktischen Beispielen und motivierenden Kurzvorträgen. Dies sollte die Teilnehmerinnen und Teilnehmer anregen, Best Practices und neue Impulse für ihre eigenen Organisationen und Unternehmen kennenzulernen.
Neue Arbeitswelten
Einer der Themenschwerpunkte war, wie zukünftige Gewerbeflächen, Gewerbegebiete und Arbeitswelten gestaltet werden sollten, damit über die Attraktivität dieser Lebensorte qualifiziertes Personal langfristig gehalten und neue Kolleginnen sowie Kollegen gewonnen werden können. Markus Müller, Präsident der Architektenkammer Baden-Württemberg, hob deshalb die Relevanz der Schaffung flexibler, nachhaltiger und zukunftsorientierter Arbeitsorte hervor. Für ihn sind Gewerbegebiete der Zukunft kuratiert. Ein bemerkenswertes Beispiel ist ein Bosch-Projekt aus Reutlingen, bei dem viele Anforderungen durch gezielte Flächenverwaltung und die Etablierung vielseitiger Serviceeinrichtungen gemeistert werden sollen. Das bisher geschlossene Bosch-Areal soll sich für die Allgemeinheit öffnen. Aus seiner Sicht kann die Stadt Lörrach durch die Entwicklung der Lauffenmühle als Gewerbegebiet ein Angebot schaffen, das den sich wandelnden Bedürfnissen der Wirtschaft gerecht werden könnte.
Neue Wege gehen!
Mit dem Lauffenmühle-Projekt soll unter anderem die Vernetzung des Lörracher Standorts der Dualen Hochschule Baden-Württemberg (DHBW) mit unseren lokalen und regionalen Unternehmen vorangebracht werden, um dadurch die Zusammenarbeit in den Bereichen Nachhaltigkeit und Innovation zu stärken. Unternehmer und Unternehmerinnen sollten neue Modelle der Kooperation kennenlernen, die ihnen viele Vorteile und Mehrwerte bringen.
Niederschwellige Kooperationen zwischen Wissenschaft und Unternehmen
Die DHBW Lörrach zeigte an zwei Beispielen aus dem Bereich Innovations- und Nachhaltigkeitsmanagement, wie einfach die Zusammenarbeit zwischen mittelständischen Unternehmen und Studierenden sein kann und welchen Nutzen beide Seiten dadurch haben. Prof. Dr. Matthias Paul, Leiter des Innovationszentrums an der DHBW Lörrach, präsentierte den Innopreneur-Circle, der Studierenden als Zusatzqualifikation die Möglichkeit bietet, reale Innovationsfragen von Partnerunternehmen zu bearbeiten.
Dabei geht es darum, gemeinsam mit den Unternehmen Lösungen für konkrete, aktuelle Fragestellungen zu finden und somit einen Mehrwert für alle Beteiligten zu schaffen. Eines der drei Projekte im Jahr 2024 war das Lauffenmühle-Areal, das zum ersten klimaneutralen Gewerbegebiet in Holzbauweise entwickelt werden soll. Als erste Kommune nahm die Stadt Lörrach am Innopreneur-Circle teil. Ein Team aus fünf engagierten und motivierten Studierenden hat sich dieser Herausforderung angenommen und ein Marketingkonzept entwickelt, das der Stadt Lörrach übergeben wurde. Dieses Konzept dient als solide Basis für die nächsten Vermarktungsschritte und zeigt, dass die Studierenden in der Lage sind, innovative und nachhaltige Ideen zu entwickeln.
Neben dem Innopreneur-Circle-Programm wurde auch das neue Programm der Nachhaltigkeitsscouts von Prof. Dr. Harald Nicolai vorgestellt. Dieses bietet den Studierenden eine praxisorientierte Weiterbildung als zusätzliche Qualifikation an der DHBW Lörrach. Hier haben die Studierenden die Möglichkeit, sich intensiv mit Nachhaltigkeitsfragen auseinanderzusetzen und maßgeschneiderte Lösungen für regionale Unternehmen zu entwickeln. Das Ziel ist es, gemeinsam mit den Unternehmen nachhaltige Geschäftsstrategien zu fördern und somit einen Beitrag zum Schutz unserer Umwelt zu leisten. ACITO Logistics (Weil), ARaymond (Lörrach) und die Volksbank Freiburg sind hier die Pilotunternehmen. Die Studierenden haben so die Chance, ihr erlerntes Wissen in die Praxis umzusetzen und somit einen wichtigen Beitrag zur Nachhaltigkeit zu leisten.
WIN-Charta/KLIMAWIN – Berichte aus der Praxis und Mehrwerte für KMUs
Die Veranstaltung legte einen besonderen Fokus auf die KLIMAWIN-Initiative des Landes Baden-Württemberg. Diese Initiative wurde ins Leben gerufen, um Unternehmen dabei zu unterstützen, ihre Nachhaltigkeitsbemühungen effektiv darzustellen und zu kommunizieren. Celine Clemens, die Verantwortliche für die Klimaschutzstrategie „Unternehmen machen Klimaschutz“, ermutigte insbesondere kleine und mittelständische Unternehmen zur Teilnahme an der Initiative. Das Besondere an der KLIMAWIN-Initiative ist, dass sie ein Managementsystem anbietet, das speziell auf die Bedürfnisse von KMUs zugeschnitten ist. Es soll ihnen helfen, Nachhaltigkeits- und Klimaschutzmaßnahmen einzuführen und zu festigen. Durch die Teilnahme am KLIMAWIN-Netzwerk haben Unternehmen die Möglichkeit, sich regelmäßig mit anderen Firmen auszutauschen und voneinander zu lernen. Dies ist besonders wertvoll, da gerade kleine Unternehmen oft nicht über die Ressourcen verfügen, um sich intensiv mit dem Thema Nachhaltigkeit auseinanderzusetzen.
Milena Amrein von der Firma A. Raymond GmbH & Co. KG berichtete von ihren positiven Erfahrungen mit der KLIMAWIN-Initiative. Als Mitglied der Win-Charta schätzen sie besonders das flexible Berichtsformat, das die regionale Verwurzelung von ARaymond reflektiert. Dadurch ist es dem Unternehmen möglich, seine eigenen Nachhaltigkeitsziele individuell zu definieren und transparent zu kommunizieren. Dies stärkt nicht nur den Ruf bei den Kunden, sondern erfüllt auch Anforderungen aus Nachhaltigkeitsbewertungen.
Ein weiteres Unternehmen, das von der KLIMAWIN-Initiative profitiert hat, ist die Sennhütte in Schwandt. Der Inhaber, Max Grether, teilte seine Erfahrungen zur erfolgreichen Umsetzung von KLIMAWIN und Klimafit in seinem kleinen Betrieb. Gemeinsam mit zwölf anderen Gastronominnen hat die Sennhütte jeweils eine CO2-Bilanz erstellt, die nicht nur Reduktionsziele umfasste, sondern auch das Wohlbefinden der Mitarbeiterinnen in den Mittelpunkt stellte. Diese praxisorientierten Strategien zeigen, dass auch kleinere Unternehmen erfolgreich nachhaltige Änderungen umsetzen können.
Insgesamt hat haben alle drei Beiträge einen eindrucksvollen Einblick in die KLIMAWIN-Initiative des Landes Baden-Württemberg gegeben. Es wurde deutlich, dass diese Initiative nicht nur Unternehmen dabei unterstützt, ihre Nachhaltigkeitsziele zu erreichen, sondern auch einen Mehrwert für die Betriebe bietet. Durch den Austausch mit anderen Unternehmen und die individuelle Gestaltung der Nachhaltigkeitsziele können KMUs ihre Nachhaltigkeitsbemühungen effektiv umsetzen und somit einen wichtigen, regionalen Beitrag zum Klimaschutz leisten.
Was ist das Fazit?
In Zeiten des Fachkräftemangels in einer älter werdenden Gesellschaft werden für die Gewinnung von qualifizierten, jungen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern attraktive Arbeits- und Lebenswelten zu einem immer wichtigeren Entscheidungs- und Unterscheidungskriterium. Unter dem Begriff „kuratierte Gewerbegebiete“ werden in der Stadtentwicklung und -planung die notwendigen Rahmenbedingungen und Anforderungen diskutiert.
Es gibt von der DHBW Lörrach mit dem Innopreneur-Cycle und dem Nachhaltigkeitsscouts-Programm gerade für mittelständische Unternehmen zwei sehr niederschwellige Angebote, um nachhaltige Unternehmensführung praxisnah und innovativ umzusetzen.
In Zukunft wird immer mehr die Frage im Mittelpunkt stehen: Was ist ein nachhaltiges Unternehmen? Wie kann dies ohne großen Zusatzaufwand und ohne zusätzliche Zertifizierungen nachgewiesen werden? Hier kann z. B. KLIMAWIN helfen, pragmatische Lösungen zu finden.
Aus kommunaler Sicht könnten solche Nachweise auch bei öffentlichen Ausschreibungen oder beim Verkauf städtischer Grundstücke eine Rolle spielen, um Nachhaltigkeit unterschwellig nachzuweisen.
Sie wollen mehr zu diesen Themen oder zum Lauffenmühle-Netzwerk wissen? Dann kontaktieren Sie uns.
Burkhard Jorg, Projektleitung Lauffenmühle,
Tel.: 07621– 415 –523 oder per E-Mail: b.jorg@loerrach.de